Chemisches Entgraten

Das Verfahren

Das chemische Bad-Entgraten ist ein stromloses Tauchverfahren zur Feinstentgratung und Glättung von Werkstückkanten und Oberflächen. 

Die Badflüssigkeit, die das eigentliche "Bearbeitungs-  werkzeug" darstellt, ist eine wässerige Lösung verschiedener Wirkstoffkomponenten. Sobald das zu bearbeitende Werkstück in das Bad getaucht wird, erfolgt die Bearbeitung an allen benetzten Oberflächen weitgehend unabhängig von der Größe und der Form des Bauteils. Dabei wird durch chemische Auflösung Werkstoff von der Oberfläche abgetragen, die dabei eingeebnet, geglättet und poliert wird. Die Einebnung beginnt im Gegensatz zu mechanischen Schleif- und Polierverfahren im Mikrobereich und erfasst erst mit zunehmender Behandlungsdauer auch größere Strukturen, die verrundet und an der Oberfläche geglättet werden. Sie bleiben jedoch in der Regel auch nach der Bearbeitung mikroskopisch als Welligkeit erhalten.  

An Ecken und Kanten ist der Abtrag um ein Mehrfaches verstärkt, weshalb die Bereiche bevorzugt abgebaut werden. Dabei werden Grate bis zu einigen Zehntel Millimeter Größe zuverlässig beseitigt. Es handelt sich hierbei um eine Fein- und Feinstentgratung, deren Wirkung wesentlich durch Form und Größe der Grate bestimmt wird. Gut zu beseitigen sind Grate, deren Wandstärke kleiner als 0,5 mm ist, die eine große Oberfläche bei geringem Volumen aufweisen und nur über einen dünnen Gratfuß mit dem Werkstück verbunden sind, wie z.B. Schleifgrate.  

Größere oder dicke Grate erfordern eine entsprechend längere Bearbeitungszeit. Diese ist oftmals unwirtschaftlich oder führt in Teilbereichen zu unzulässigen Maßabweichungen. Sind größere Grate zu beseitigen, ist oft ein mechanisches Vorentgraten durch Schleifen, Gleitschleifen oder Strahlen angebracht. Die danach verbliebenen Restgrate sind  durch das chemische Entgraten problemlos zu entfernen. 

Der Werkstoffabtrag erfolgt vollständig belastungsfrei, weshalb auch weiche und biegeempfindliche Teile gefahrlos zu bearbeiten sind. Während der Bearbeitung wird an der Werkstückoberfläche nur Sauerstoff freigesetzt, so dass jede Gefahr einer Wasserstoff- versprödung zuverlässig ausscheidet.